MÖHRENDORF (dco)- Corona bald nur noch ein Schnupfen? Wir wollen weder Ängste schüren, noch allzugroße Hoffnungen welchen. Tendenziöse Berichterstattung liegt dem Coverstar schließlich fern. Laut Angaben von Deutschlands führendem Virologen Christian Drosten könnten Mutationen aber die Chance beinhalten, dass das Virus harmloser wird. Selbst wenn sich das bewahrheiten sollte, steht bereits jetzt eins fest. Die Corona Pandemie hat historische Einschnitte in der Coverszene hinterlassen.
Wir haben mit Kalle Reger, Frontmann und Gründer der Band Rock of Fame, über Corona und die Auswirkungen auf die Musikszene, gesprochen.

Coverstar: Wann hast du zum ersten Mal persönlich gemerkt, dass Corona sich zu einer ernsthaften Krise entwickelt?
Kalle: Es war am So, den 15.3. 2020 als ich für meinen kleinen Neffen zur Taufe Musik gemacht hatte. Es musste Abstand eingehalten werden, man durfte sich nicht umarmen und es war nur die engste Familie zugelassen. Danach waren wir zum Feiern in Schlaifhausen im Ehrenbürg. Danach begann alles: Es wurden alle Gaststätten etc. geschlossen. Da war mir klar – jetzt ist es Ernst!
Coverstar: Zu welchem Zeitpunkt hat die Corona Krise Rock of Fame erfasst?
Kalle: Kurz danach waren wir so happy, dass wir endlich eine seriöse Bookingagentur gefunden hatten, da wir alle die typischen Gigs (…schlecht bezahlt, Alkohol steht im Vordergrund, unmögliche Zustände, Securitys, die so gerne echte Polizisten wären – es nicht geschafft haben – sich deshalb wichtig machen etc.) satt hatten. Diese Booking Agentur vermittelte uns wirklich tolle niveauvolle Gigs, die leider nicht stattfinden dürfen. Egal – aber nächstes Jahr! Die Booking Agentur hat uns informiert und war so kulant uns sogar die Ausfälle zu bezahlen, was wir natürlich nicht wollten.
Coverstar: Wie viele Berufsmusiker sind deiner Einschätzung nach in Franken von der Corona Pandemie betroffen?
Kalle: Ich kenne sehr viele Musiker/innen, die unterrichten und in mehreren Bands und Projekten spielen. Bei Rock of Fame betrifft es nur einen Musiker. Andere, die davon leben – geht es natürlich nicht gut! Deshalb wollte ich nie nur Musiker oder nur Pädagoge sein, sondern Beides!
Coverstar: Viele Musiker behelfen sich mit Live Streams als Überbrückungsmaßnahme bis wieder echte Konzerte stattfinden können…
Kalle: Das kann nicht mehr als eine Notlösung sein. Live-Musik lebt von Auftritten auf echten Bühnen und dem Publikum.
Coverstar: Auswirkungen auf die regionale Coverszene wird es mit oder ohne Live- Stream sowieso auf die regioanle Coverszene geben. Werden wir uns künbftig mit weniger Bands und Live-Musikern zufreiden geben müssen?
Kalle: Die regionale Coverszene gibt es meiner Meinung nach nicht mehr – das war schon weit vor Corona! Die ganzen Tanzsäle wurden ja immer weniger besucht bzw. geöffnet. Die Auflagen für Veanstalter – teilweise nicht mehr trag- bzw. bezahlbar – wurden ja immer schlimmer! Ich habe selbst immer meinen Osterrrock durchgezogen und dafür immer mehr investieren müssen – bis es sich nicht mehr refinanzieren ließ. Die Ausgaben kann man ja nur durch den Eintritt reinholen, wenn man als Band selbst eine Veranstaltung stemmt. Der Eintrittspreis z.B. 8-10 €, für vier lange Setlists mit toller Bühnen-Videoshow etc. ist den meisten zu teuer, aber in der Bar lassen sie aber gerne mal an die 100€ locker! Wir haben einen Fanclub, der jedes Jahr zu uns aufs Annafest kam und in deren Heimat jährlich ein bis zwei Hammer-Konzeret mit uns aufziehen! So nette Leute, tolle Halle oder Zelt! Super nettes Publikum! Das ist leider nur die Ausnahme! Auch ein Radsportclub, der uns immer bucht ist total klasse! Hut ab vor solchen Veranstaltern!
Coverstar: Hat die Regierung es zu lange verschlafen Künstler mit Soforthilfe zu unterstützen?
Kalle: Die Problematik betrifft mich nicht. Ich finde, dass die Künstler dankbar sein sollten, dass sie viele Jahre/Jahrzehnte diese Tätigkeit ausleben durften und bezahlt bekamen. Es wird sich schon wieder normalisieren.
Coverstar: Oder sind die Hürden für Soforthilfe von Künstlern einfach zu hoch (Stichwort Bürokratie etc. )?
Kalle: Ich arbeite selbst in einem sozialen Beruf und weiß, dass die Bürokratie hoch ist – aber so sein muss, denn es geht um viel Geld, was im Vorfeld erst geprüft werden muss. Die benötigt Zeit.
Coverstar: Die geltenden Kontaktbeschränkungen verhindern ein Zusammentreffen der Bands. Wie hältst du in Coronazeiten Kontakt zu deinen Bandmitgliedern?
Kalle: Wir treffen uns eh nicht regelmäßig zum Proben, denn wir wohnen alle weit auseinander – außerdem sind es noch weitere Musiker/innen aus dem RoF-Archiv, die sehr weit weg wohnen (…Fulda, Würzburg, Schweinfurt etc.). Das Proben und Üben muss zu Hause stattfinden. Vor einem wichtigen Gig treffen wir uns einmal, da muss jeder seinen Part drauf haben. Hier wird nicht mehr geübt, sondern nur noch Details abgestimmt wie Schlüsse etc.
Coverstar: Dann stellen die Einschränkungen für dich keine großen Schweirigkeiten da? Wie blickst du auf die bislang getroffenen Maßnahmen? Hat man die Wirtschaft zulange hinten angesellt?
Kalle: Frau Merkel und Herr Söder haben das am Anfang super gemacht!!! Leider ist der Druck der Wirtschaft nun zu groß geworden! Alles nun zu lockern finde ich (noch) nicht richtig!
Coverstar: Ob Schnupfen oder nicht. Ob ein Impfstoff gefunden wird oder nicht. Irgendwann wird die Coronakrise unseren Alltag nicht mehr so maßgeblich bestimmen, wie jetzt. Welche Lehren sollten wir allgemein und speziell auf die Covermusikbranche aus der Coronakrise deiner Meinung nach ziehen.
Kalle: Wie schon gesagt ist die Covermusikszene sehr geschrumpft und kaum noch vorhanden, was Rock etc. angeht. Die Leute gehen lieber zu irgendwelchen Kerwas, Bierfesten – am besten noch mit Eintritt frei und geben ihr Geld lieber für Speis` und sehr, sehr viiiiel Trank aus. Für die richtig großen Konzerte werden dennoch gerne mal 100€ oder noch mehr hingeblättert. Dazwischen gibt es – meiner Meinung nach – leider nicht mehr viel!!! Schade, denn auch Coverbands können gute Musik spielen – meistens noch besser als die Originale. Was ich auch bedauere, dass es mittlerweile so viele Bands gibt, die einfach hauptsächlich spielen wollen – egal, was man ihnen bezahlt oder wie die Umstände bzw. Bedingungen sind und damit den Markt zerstören! Die Gewinner dabei sind nur die Veranstalter, Kellerbetreiber etc. Auf der anderen Seite finde ich es schrecklich, wenn Bands alleine, zu zweit oder zu dritt 5000 Songs in ihren Kisten dabei haben – nur noch auf Play drücken und die Zuhörer das super finden oder dies gar nicht mal checken! Nach Corona wird sich alles normalisieren. Anfangs werden die Konzerte mehr besucht, danach wird alles wieder – wie es war!