Coverstar- Regionales Musikportal für Coverbands & DJ’s in Franken·Dienstag, 8. Oktober 2019·
MÜNCHEN (dco)- Sichtlich erschöpft liegen sie auf der Wiesn. Die feierwütigen Festzeltbesucher haben sich auf dem sogenannten “Kotzhügel niederglassen, während die letzten Takte des 186. Oktoberfestes bereits ausgeklungen sind. Seit Montag hat der ganze Rummel nun ein Ende. Und wo waren unsere ganzen hiesigen Coverbands? Mit Sicherheit nicht am Start.
Größtes Volksfest der Welt nicht attraktiv genug?
Warum ist das wohl so? Immerhin gehört das Oktoberfest mit einem Besucheraufkommen von ca. 6 Millionen Besucher doch zu den größten Veranstaltungen der Welt. Eine größere Bühne als die 16 großen und die 22 kleinen Festzelte könnte es für echte Coverstars nun wirklich nicht geben. Japanaer, Italiener, A- & B Promis… Alle würden sie an den Lippen der Musiker hängen. Doch bundesweit gefragte (Party-) Coverbands wie Radspitz, Lost Eden oder die Gaudirocker trifft man weit und breit nicht auf der Theresienwiese.
Geschlossene Gesellschaft wie zu König Ludwigs (Hoch-) Zeit(en)“
Das wird sich auch nicht so schnell ändern!” Darin sind sich die Wirte der Oktoberfest einig. Denn auf dem Festgelände regieren die Bayern. Unter der weiß blauen Fahne soll es zünftig und traditionell zu gehen. Nur so hat man es ja geschafft zu einer international beliebten Anlaufstelle für jedermann zu werden. Brezen, Weißwürscht a guade Maß Bier und die klassische Oktoberfestkapelle (im besten Fall noch mit einem Herrn Kapellmeister) gehören längst zum Inventar der Traditionsveranstaltung. Ein Konzept, dass sich inzwischen weltweit bewährt hat. Kopien des Originals schießen wie Pilze aus dem Boden.Warum also auf große Abwechslung im musikalischen Bereich setzen? Man freut sich halt 16 Tage lang auf Altbewährtes. Bands, die einen Oktoberfest Marathon durchlaufen und sich dann als besonders erprobte Stimmungsmacher rühmen dürfen. Ein Geschäft von dem beide Seiten profitieren: Der unter Dauerstress stehende Festwirt muss nicht Auftritte von zahlreichen Bands managen und die Kapellen können sich schon im Vorfeld über ein sicheres, lukratives Engagement freuen. Etwas mehr Spielraum bieten nur die kleineren Festzelte: Das Käfer- & das Weinzelt setzen für die 16 Tage auf drei unterschiedliche Bands.
Wiesn vs Wasn: Vom Mikrokosmos zum Coverstar Sprungbrett?
Es klingt vielleicht paradox. Aber genau genommen leben die Münchner in einer Art Mikrokosmos. Als weltoffene Stadt lädt München einmal im Jahr Gäste aus Nah und Fern auf die Theresienwiese zum Oktoberfest ein. Monströse Festhallen, ein Meer an kulinarischen Genüssen und actionreiche Fahrgeschäfte ziehen die Leute immer wieder in ihren Bann. Und das obwohl von musikalischer Seite betrachtet das Programm doch eher einseitig ausfällt. Große (musikalische) Experimente sind nicht erwünscht. Die Brauchtumspflege streht eindeutig im Vordergrund. Spötter gehen sogar noch einen Schritt weiter. Sie behaupten: Die letzte wirkliche Öffnung fand ein paar Jahre nach 1810 statt, als ein bayrischer Offizier die unter sich feierende Hochzeitsgesellschaft von König Ludwig mit einem Pferderennen erst für die breite Öffentlichkleit interessant machte.Ganz anders sieht es da knapp 235 km westlich von München aus. Die Canstatter Wasn in Stuttgart wird gerne als der kleine Bruder der Wiesn angesehen. Uriges, schwäbisches “Amhüttenflair” verbindet sich am Ufer des Neckars mit dem typischen Charme eines Volksfestes. Und über allen thront die Fruchtsäule als Markenzeichen des Festgeschehens. Auch hier stehen mit Grandl’s Hofbräuzelt, dem Fürstenbergzelt oder dem Wasenwirt große Festzelte im Fokus. Und doch ist hier alles etwas gemütlicher als auf dem Oktoberfest. Was nicht heißt, dass Besucher hier nicht (sogar mehr) auf ihre Kosten kommen als in Bayern.

Platzhirsche sind hier nämlich auch mal weiblich (Sonja Merz) und verwandeln ihr Zelt an einem Sonntagabend in eine große Ravebühne. In München wäre solch ein Experiment ein skandalöser Aufreger. Die bayrische Oktoberfestkultur könnte durch die Abkehr von altbewährter Blasmusik in Gefahr geraten. Dabei könnten die Münchner von den Stuttgartern so viel lernen. Wirklich attraktiv wird ein Volksfest erst, wenn eine musikalische Vielfalt alle Altersschichten anspricht. Auf der Wasn gelingt dies hervorragend. Besonders fränkische Partycoverbands wie die Würzbuam, Frontal Party pur, die Partyvögel, Barbed Wire, die Gaudirocker oder Lost Eden hinterlassen beim Publikum einen nachhaltigen Eindruck.In Kombination mit namhaften Künstlern wie Jürgen Drews oder Mickie Krause werden Jung und Alt angesprochen.


“Auf der Wasn aufzutreten ist immer eine besondere Ehre. Im Leben einer Coverband gleicht es einem ‘Adelstitel!” Mit diesen Worten lässt sich wohl am besten begründen, warum die Wasnwirte bei der Wahl ihrer Künstler auf fränkische- bayrische Exporte setzen.
Titelbild: Felix Hörhager/dpa