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Last Christmas auf der Suttenkerwa

WAISCHENFELD (dco)- Kein Geburtstag, kein Feiertag. Die Voraussetzungen an einem verregneten Montagabend vom gemütlichen Sofa aufzustehen und sich auf die Waischenfelder Suttenkerwa zu begeben, waren denkbar schlecht. „Die Super Schugis“ sind doch allein schon Grund genug, um nochmal loszuziehen!“ säuselt meine bessere Hälfte mir ins Ohr. „Außerdem hatte ich heuer noch keine Gelegenheit diese live zu hören!“. Mit so einem Makel kann ein bis dato rundum gelungenes Jahr nicht zu Ende gehen.

Super Preise, super Stimmung und Super Schugis auf Kultkerwa

Überzeugt. Mit (s)einer kleinen Entourage bricht der Coverstar ins beschauliche Waischenfeld in der Fränkischen Schweiz auf. Obwohl er die legendäre Suttenkerwa nun schon seit vielen Jahren besucht, kann er sich nicht so recht vorstellen, dass unter diesen Umständen recht viel los sein wird. 2023 durften die Waischenfelder Burschen bis spät in die Nacht feiern. An einem MONTAG! Sie mussten nicht mehr aufstehen und würden vermutlich auch nicht mehr aufstehen nach dem ein oder anderen (Frei-) Bier zuviel (heuer waren es 150 Liter). Aber das war ja wurscht. Am nächsten Tag war Tag der Deutschen Einheit. Auch für den Frontmann der Schugis- Markus Schug- war das die ideale Konstellation. So konnte er seinen Ehrentag mit den feierwütigen Burschen und dem Publikum begehen. Solche glücklichen Zufälle erlebt man nicht alle Jahre. Umso erstaunlicher also, dass die Hütte trotzdem voll ist. Die Stimmung ist ausgelassen. Vor der Tanzfläche haben sich bereits mehrere Pärchen eingefunden. Doch dann: Der Coverstar betritt gegen 21.00 Uhr den Raum. Alles verstummt? Von wegen. Kaum einer nimmt Notiz vom Undercover Einsatz des Coverstars. Das ist auch gut so. Er will keinen Wirbel um seine Person machen. Er will die Kerwageräusche pur und ungefiltert in sich aufsaugen.

Neapel, Sierra Madre oder Bodensee: Hauptsache (in) Waischenfeld

Für diese Mission reist er gerne aus dem fernen Forchheim an. Navi braucht er nicht. Der Sound der Suttenkerwa erhebt sich über die steilen Felshügel der Fränkischen Schweiz, über Wiesen und Felder bishin zum Rewe Parkplatz. Von hier aus ist es ein Katzensprung bis zum Festzelt direkt neben der Grundschule am Bischof Nausea Platz und den Maltesern Kurze Zweifel kommen dann aber doch auf: „Wo bin ich hier gelandet? Eine Maß für 7 und eine Gaasmaß für 9€? Wir schreiben das Jahr 2024! Von solchen günstigen und fairen Preisen könnte sich so mancher Volksfestbetreiber eine Scheibe abschneiden!“ Rasierschaum gibt es auch noch oben drauf (auf die Jacke).

Bei den Preisen wird man nicht arm

Hier wird wirklich keiner verschont. Aber ist das auch wirklich Waischenfeld? Von der Bühne schallt andauernd ein „Bella Napoli“ durch die Menge. Markus Schug hat die ansteckenden Feierqualitäten des Publikums und insbesondere der Waischenfelder Burschen längst erkannt. Ihr Ruf eilt ihnen seit langer Zeit über die Grenzen Waischenfelds hinaus. Noch haben sich keine Italiener, Österreicher oder Mexikaner ins Festzelt nach Waischenfeld verirrte. Es ist allerdings nur eine Frage der Zeit bis die Schugis mit ihrer international ansprechenden Titeln das Zelt noch voller machen. Viel Zeit zum verschnaufen bleibt da nicht: Gerade noch in Bella Napoli gewesen, steigt man zwei Minuten später schon hinauf in sonnige Höhn. Es soll bloß niemand denken, dass hier ein paar ahnungslose Bauern auf einem Haufen versammelt sind. Man kennt das Sierra Madre in Waischenfeld wie seine Westentasche. Das Lied erklingt mit geeinter Stimme aus den Kehlen des Publikums und verbreite Gänsehautstimmung im ganzen Zelt. Alle gehen diesen Weg mit. Immer höher hinaus zu den Gipfeln eines einzigartigen Musikgenusses. Wen jetzt nicht die gemeinsame Mitsingkultur ergriffen hat, der kann diesen Abend nicht in vollen Umfang genießen. Vielleicht holt den letzten Partymuffel die Fischerin vom Bodensee ab, die bei dieser Hit Combo nicht fehlen darf. Der weiße Schwan… Er zieht…

Wer in Verantwortung steht, muss singen

Die wirklich harten Geschütze können die Schugis aber nicht auffahren ohne (musikalische) Unterstützung. Nach einer Pause kommt es also wie es kommen muss: Der erste Vorsitzende des Waischenfelder Burschenvereins- Rene Junk- betritt die Bühne unter tosenden Beifall und wiederholten „Super Schugis, Super Schugis, Hey Rufen!“ Er will- ganz „nüchtern (betrachtet)“- mithilfe der Schugis seine Sangeskunst zum Ausdruck bringen Das gehört mittlerweile zum guten Ton, bei den Burschen auch mal selbst die Bühne zu betreten und nach einigem Alkoholkonsum die Grenzen des Musikalisch Machbaren auszutesten. Tausend mal berührt, tausend mal ist nichts passiert,. Absolut sicheres Terrain für den Oberburschen, auch wenn der Wahrheitsgehalt dieser Aussagen bei seiner Ausstrahlung sicher nicht zutreffend ist. Die Showeinlage zeigt ihre Wirkung. Jetzt fühlen sich sogar Bedienungen dazu berufen zu tanzen. Rene legt nach. „Ich will wieder an die Nordsee. Ich will zurück nach Westerland!“ brüllt er martialisch ins Mikrofon. Als wollte er sagen „Bloß nicht einschlafen Leute. Los, Waischenfeld zeigt der Welt was wir für wilde Partyhengste sind! Klatschen. Klaaatschen!“ Frenetischer Applaus brandet auf nach seiner Vorstellung. Und eigentlich will Rene, die Bühne schon wieder verlassen. Doch Markus Schug fordert selbst Zugabe(n): „Eins geht noch, eins kannst noch machen. Wer in Verantwortung steht, muss auch singen!“

Last Christmas in Waischenfeld

Irgendwann ist (aber auch) das vorbei. Der schönste Abend neigt sich auch diesmal dem Ende zu. Wie kommen wir heim? Richtig, mit dem Bob. Denn jetzt wollen wir mal sitzen, nachdem wir 500 Miles im Polonaise Schritt zurückgelegt haben.

Da ist die Tür: Aber wer will denn jetzt schon gehen?

Die restlich übriggebliebene elitäre Gruppe positioniert sich. Rechtskurve, Linkskurve, nah vorne, nach hinten, vorbei an Island. Und ZIEL. Bis Weihnachten scheint es nicht mehr weit zu sein. Die Schugis setzen an zum großen Finale. Mit ihrem Abschiedslied „Last Christmas“ erinnern sie daran, dass auch nach der Suttenkerwa noch ein großes Fest bevorsteht. „Bei der Bardeko blieb uns gar nichts anderes übrig, als Last Christmas zu spielen!“ verrät Markus Schug seinen Entschluss zum ungewöhnlichen Schlusstakt. Man muss wissen, dass der Waischenfelder Burschenverein jedes Jahr aufs Neue eine Mottobar errichtet. Dieses Jahr war ein überdimensionaler aufgeblasener Weihnachtsmann der Hingucker.

Fazit: „I don’t like mondays“, diesen Satz vergisst man in Waischenfeld ganz schnell mit den Super Schugis und den Waischenfelder Burschen. Die reißen die Hütte ab und wer weiß, was nächstes Jahr noch ansteht, wenn der Waischenfelder Burschenverein sein 45- jähriges Bestehen feiert.

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