BREITENLESAU (dco-) Ein bisschen Mut gehört schon dazu… Andernfalls würden die Fans in Trauer und Depressionen ertrinken. Drum gibt der Frontmann von Lipstick nach dem letzten gespielten Akkord ein Versprechen ab: „Irgendwann sehen wir uns vielleicht irgendwo in irgendeiner anderen Form wieder!“ Es ist dieser kleine Funken Hoffnung, der Gewissheit gibt: Die Bandmitglieder von Lipstick stehen am 4 Januar in Conny’s Dancehouse in Breitenlesau ganz bestimmt nicht zum letzten Mal in ihrem Leben auf einer Bühne. Ihre Leidenschaft gute Musik und eine noch bessere Performance abzuliefern, wird sie mit Sicherheit in neue Projekte treiben.

Doch am 4 Januar, an diesem symbolträchtigen Datum, dem Abschiedskonzert von Lipstick, müssen wir uns alle festhalten. Wie ein gewaltiges Erdbeben rauscht der Sound von Lipstick durch den Saal und geht ein letztes Mal in Mark und Bein.
Wir werden von euch hören…
Draußen auf dem riesigen Parkplatz trifft eine ganze Generation von Jung und Alt aufeinander: “ Sind die Lichter jetzt ausgegangen? Mein Auto macht in letzter Zeit etwas Zicken. Es ist schon eine Zeit lang her, dass ich zuletzt in Breitenlesau war. Ein Mann Mitte 50 eilt gegen 21.00 Uhr in Richtung Tanzcenter, nachdem er sich vergewissert hat, dass er sein Auto ordnungsgemäß abgestellt hat. Die jüngeren Partypeople sind ihm schon vorausgegangen.

Und ja die Lichter gehen heute tatsächlich aus für die Bayreuther Band Lipstick. Seit 2010 mischten fünf Männer und eine Frau die Coverszene auf. Sie erspielten sich einen legendären Ruf, der bis nach Stuttgart auf die Canstatter Wasn reichte. Der Zulauf sollte daher beim letzten Gig ungebrochen sein. Doch dann das. Alles ist ruhig. Keine Schlange vor dem Eingang.
Verstärkung angefordert mit Aeroplane
Dabei hatte Lipstick sogar einen Supporter eingeladen: Die Band Aeroplane sollte diesen historischen Abend begleiten. Paul Paladi- Frontmann von Aeroplane-kommentiert das so: „Wir kennen Lipstick seit vielen Jahren und hatten immer ein gutes Verhältnis. Es war ein geiler Abend und hat uns sehr gefreut, dass wir Lipstick bei ihrem letzten Gig supporten konnten!“ Manche hatten vielleicht im Vorfeld erwartet ,dass Lipstick eine große Show mit atemberaubenden Specials auf die Bühne bringt, geschweige denn eine Pyrotrechnik im Rammstein- Stil abfeuert. Doch genau das sollte es eben nicht sein. Zum Abschluss durfte man Lipstick noch einmal ganz pur mit ihren besten Party- & Rockhits erleben. Ohne Geschnörksel und Lametta.
Ohne Lipstick schlafen wir heute nacht nicht ein
Bis 2.30 gaben Benny und Steff im Wechsel Vollgas und zeigten auch in den letzten Atemzügen der Band, dass sie noch lange nicht zum alten Eisen gehören. „Wahnsinn, warum schickt ihr uns in die Hölle?“ fragten sie das Publikum. Doch die wollten das doch gar nicht. Sie schwebten völlig losgelöst von der Erde an diesem Abend übers Tanzparkett. Binnen kürzester Zeit hat sich der Saal gefüllt. Vor der Bühne versucht man seinen Idolen nochmal ganz nah zu kommen. „Don’t stop believin“. Das ist die Message, die sich durch den ganzen Abend zieht. Wir sehen uns wieder. Wir die Crew von Lipstick sind wahrlich nicht immer Engel gewesen (No Angels), sondern absolute Feierbiester und wenn ihr wieder Tageslicht sehen wollt (Daylight in your eyes), dann weicht ihr bis zum bitteren Ende nicht von unserer Seite. Das Publikum kommt dieser unausgesprochenen Aufforderungen nach.

Während sich bei anderen Live- Musik Veranstaltungen gerne mal nach Runde 2 der Saal rasch rapide leert, gehen die Breitenlesauer diesmal den ganzen Weg in fast voller Stärke mit. „Everybody, everbody, everbody sucks!“ schmettert Lipstick dann der johlenden Menge zum Dank zu. Und natürlich fühlt sich da keiner persönlich auf den Schlips getreten. Denn so manch einem Gast wurde ja ein Bier versprochen. Außerdem würde hier jeder diese unterschwelligen satirischen Move verstehen, sofern er einem überhaupt auffällt.
Falls der Mief einem doch zu groß geworden ist…

Die Entschädigung ließ nicht lange auf sich warten in Form von Jenny. Die einzige Frau auf der Bühne an diesem Abend bestätigt als Rockröhre mit ihrem „You’re simply the best“ noch einmal, dass fünfzehn Jahre Lipstick ohne so fantastische Fans niemals möglich gewesen wäre.
Die Tränen fließen
Das Unvermeidliche rückt nun immer näher. Time to say goodbye. Jetzt hat sich auch Robbie Williams standesgemäß noch mit auf die Bühne dazugesellt. Mit Angels fahren Lipstick in den Himmel auf. Die Band atmet noch. Den Zugaberufen will man sich nicht widersetzen. Ganze drei Zugaben sollen das Leben von Lipstick verlängern. Sie sind schon im Tunnel. und winken uns von einer anderen Bewusstseinsebene zu. Aber sie lassen immer noch von sich hören. „Gehet hin in Frieden, so wie wir euch lieben! In Trance erklingen die letzten Lieder. Dann Deckel drauf. Bei Steff und Benny fließen die Tränen.



Das war’s. „Und es war echt super!“ schickt Hausherr Conny Krug der Band auf ihrer letzten Reise hinterher.