KRONACH (dco)- Jemand hat das Licht ausgeschaltet. Wir sitzen hier im Dunkeln und müssen uns dementsprechend mit düsteren Aussichten begnügen. Der Schuldige ist längst gefunden: Corona. Oder doch die Regierung? Neue Akzente, geschweige denn Lichtblicke setzen unsere Volksvertreter nur bedingt. Kronach dagegen schon. Warum Lichtblicke in diesen Stunden für alle so wichtig sind und wie extrem sinnvoll das Zusammenspiel der verschiedenen Branchen noch in Zukunft werden kann, das klären wir jetzt ein für allemal.
Der Endlos Lockdown und das Branchensterben
Nicht einmal mehr ein schlumpfiges Grinsen können die jüngsten Beschlüsse der Ministerpräsidentenkonferenz den meisten Bürgern des Landes entlocken. Die aufgezeigte Öffnungsperspektive ist überschattet von dem unguten Gefühl direkt in die dritte Welle hineinzusteuern. „Wir leben nicht in China und können hier nicht einfach nur strikte Befehle erteilen!“ verteidigt der bayrische Ministerpräsident Markus Söder die Öffnungsstrategie des Bundes als neue Linie bei der Pandemiebekämpfung. Und doch hätte man sich bei aller Liebe für das lang ersehnte Aufzeigen von Öffnungsschritten eine bessere Vorbereitung im Krisenmanagement gewünscht. Die Versäumnisse der Regierung in puncto Schnelltest(beschaffung) und ausreichend Impfstoffangebote schaffen, ist noch längst nicht behoben. Branchen wie die Gastronomie und die Kultur haben das bisher schmerzlich vermisste Signal der Politik Perspektiven aus dem Lockdown aufzuzeigen zwar erkannt. Dennoch kommen bei dem schleppenden Fortschritt (Impfung/Schnelltestbereitstellung) Zweifel auf, ob eine möglichst stabile längerfristige Öffnung garantiert werden kann.

Dabei brauchen gerade diese Branchen einen verlässlichen Rahmen wie es weiter gehen kann. Gerade erst vor kurzem sendete die Gastronomie mit ihrer Protestaktion einen Hilferuf aus. Jeder Tag im Lockdown, jeder Tag Berufsverbot könnte der Letzte sein. Die Veranstaltungs- und Kulturbranche rief bereits 2020 die Alarmstufe Rot aus.
Kronach leuchtet auch 2021 nicht: Lichtblicke waren trotzdem zu sehen

Zu diesem Zeitpunkt konnte noch niemand ahnen, wie lange der Stillstand in der Eventszene anhalten sollte. Auch das Top- Event von Kronach fiel 2020 den Eindämmungsmaßnahmen von Corona zum Opfer. Mit dem kleinen Fünkchen Hoffnung verkündeten die Veranstalter damals, die Jubiläumsausgabe von Kronach leuchtet (15 Jahre) im April/Mai 2021 nachzuholen. Doch daraus wurde bekanntlich nichts. Der für die Veranstaltung zuständige Verein Kronach Creativ e.V. hat im Dezember 2020 die Reißleine gezogen.

Unter den aktuellen Bedingungen und den damals gerade erst aufgekommenen Mutanten wäre eine sichere Durchführung nicht zu vertreten gewesen. 2022 soll dann aber endlich Kronach in den hellsten Farben erstrahlen, wenn die Pandemie hoffentlich besiegt ist bis dahin. Ganz im Dunkeln wollte Kronach Creativ e.V die Fans aber nicht lassen und initiierte vom 12.2.2021-7.3.2021 ein coronakonformes Lichtspektakel. Unter dem Motto „Lichtkunst to go“ sollten „Lichtblicke“ den grauen Lockdown Alltag aufhellen und Sehnsüchte wecken für den „Ausgang ins Licht“ nach der überstandenen Krise. 28 Lichtpunkte wurden dafür über die ganze Stadt verteilt installiert. Auf der Festung Rosenberg nahmen die Wünsche der Menschen konkrete Gestalt an. Und weit bevor die Einzelhändler ihre Tore öffnen durften, konnte man in Kronach einen Schaufensterbummel der anderen Art erleben.
Alle stehen im Rampenlicht aber keiner wird beachtet
Kronach leuchtet hat sich seit seiner Entstehung im Jahr 2006 zu einem international beachteten (Licht-) Festival entwickelt. Im Mittelpunkt steht bei den (mittlerweile über 100 000) Besuchern natürlich in erster Linie die originelle Lichtkunst der verschiedenen Künstler. Doch den Erfolg allein darauf zu beschränken wäre vermessen. Ohne das ausgefeilte Gesamtkonzept, ohne die Mitwirkung von Gastronomie und ohne die musikalische Unterhaltung hätte Kronach leuchtet niemals eine solche Anziehungskraft entwickelt. Genau diesen Zusammenhalt bräuchte man in dieser jetzigen perspektivlosen Zeit eigentlich umso mehr. Zu beobachten ist jedoch genau das Gegenteil. Jeder ist zum Einzelkämpfer geworden. Jeder kämpft um sein eigenes Überleben. Es vergeht kein Tag, an dem nicht irgendein Braumeister, Einzelhändler oder Künstler mit einem viralen Video die Dringlichkeit seiner Botschaft (endlich wieder seinen beruflichen Beitrag in der Gesellschaft zu leisten) untermauert. Das alles ist verständlich und legitim. Als Einzelkämpfer möglichst unbeschadet aus der Pandemie zu kommen, dürfte aber ein Ding der Unmöglichkeit werden. Politiker ziehen sich gerne auf die Position zurück es nicht allen recht machen zu können und helfen am Ende somit niemanden. Kooperationen zwischen einzelnen bereits jetzt eng zusammenarbeitenden Branchen (z.B. Gastronomie und Musik etc.) werden wir in Zukunft öfters erleben (müssen). Ein Fest ohne Musik sowie Essen und Trinken ist schließlich unvorstellbar.
Zentrales Element: Geh ins Licht
Auf diese einfache Formel kann sich jeder verständigen. Wie eine solche Zusammenarbeit dann aber aussehen kann, wen jeder gezwungen ist auf Abstand zu gehen, vermag zum jetzigen Zeitpunkt noch niemand zu sagen. Hier wird es auf den Erfindergeist und den Einfallsreichtum der Unternehmer ankommen. Ein zentrales Element verbindet allerdings jetzt schon ganze Wirtschaftszweige: das Licht.
Es ist zum sichtbaren Zeichen der krisengebeutelten Unternehmen geworden ihre Not für alle unmissverständlich auszudrücken. Man denke nur an die Night of Light mit denen die Veranstaltungsbranche durch illuminierte Eventhallen auf ihre Lage versuchte aufmerksam zu machen. Oder die Erlanger Arcaden, die erst kürzlich prekäre Situation des Einzelhandels mit der rot angestrahlten Fassade des Einkaufszentrum für jedermann sichtbar gemacht hat.

Licht sendet eine unmissverständliche Botschaft (Rot für Alarmstufe) aus und wird auch in der Zukunft immer mehr Menschen für die Nöte des Alltags in einer globalisierten Welt sensibilisieren. Dazu müssen wir nicht immer unmittelbar vor dem Abgrund stehen. Licht entfaltet seine Wirkung auch in einem Umfeld, in dem wir uns wohlfühlen und den Überfluss des Moments genießen. Nicht umsonst sind Veranstaltungen wie die Blaue Nacht in Nürnberg oder die Grüne Nacht in Ansbach Publikumsmagneten.
Lichtblicke wird es immer geben
Die Kronacher gehen sogar noch einen Schritt weiter. Mit ihrem Beleuchtungskonzepten NachtAktiv haben sie die Google Impact Challenge (Unterstützung von ehrenamtlichen Projekten, die die Welt verändern wollen) gewonnen. Im Fokus stand dabei ganz klar die Architekturbeleuchtung bei Nacht und die damit einhergehende Verschönerung des Stadtbildes. Als dauerhafte Installationen sollen Architekturbeleuchtungen die Attraktivität von Innenstädten wieder neu beleben. Das ist nach der Krise auch dringend nötig.

Die Innenstädte bluteten bereits vor Corona aus und das Coronavirus versetzt so manchen Einzelhändler den Todesstoß. Was das alles mit Künstlern, Veranstaltern, Schaustellern oder Wirten zu tun hat? Das liegt auf der Hand. Wenn der Nährboden für eine attraktive und lukrative Kulisse nicht geschaffen ist, werden all diese Bereiche auch nicht mehr so leicht Fuß fassen können. Deshalb waren und sind die Kronacher Lichtblicke so wichtig (gewesen).

Bei allem Versagen der Regierung, bei allen Versäumnissen von Institutionen und Behörden: Am Ende halten einem die Lichtblicke über Wasser.